Jünger-Sein ist Lebensaufgabe (Mittwoch, 20. Juli 2022 07:27:00)

Bischof Rudolf Voderholzer bei Feier zum 50-jährigen Bestehen der KEB Regensburg

Jünger-Sein ist Lebensaufgabe

REGENSBURG (pdr/sm) –  „Herzlichen Glückwunsch zum 50. plus einen Geburtstag!“ Mit diesen Worten gratulierte Bischof Rudolf Voderholzer voller Freude bei einer Vesper zum 50-jährigen Bestehen der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum Regensburg. Zu der Jubiläumsfeier im Haus Werdenfels, die wegen Corona um ein Jahr verschoben werden musste, empfing der Erste Vorsitzende der KEB Regensburg und Bischöfliche Beauftragte Wolfgang Stöckl auch Achim Budde, den Ersten Vorsitzenden der KEB Bayerns, sowie Domkapitular Thomas Pinzer. Kultusminister Michael Piazolo richtete ein Grußwort per Videobotschaft an die Feiernden.

Im Festgottesdienst beschäftigte sich Bischof Rudolf Voderholzer zu Beginn seiner Predigt mit dem Wort „Bildung“. Das Wort sei, auch wenn es im Alltag selbstverständlich benutzt werde, im Vergleich zur Weltsprache einzigartig. Nur in der deutschen Sprache gebe es das Wort „Bildung“ in dieser Weise. Äquivalente finde man im Lateinischen mit „educatio“, „eruditio“ und „humanitas“. Entsprechend seien diese Lehnwörter in die romanischen Sprachen oder ins Englische übernommen worden. „Im Französischen nennt man die geistige Bildung zum Beispiel ,culture‘. Im religiösen Bereich spricht man auch gerne von ‚formation‘, was vom lateinischen Wort ‚formatio‘ kommt, welches beim Sachverhalt des Entstehens benutzt wird. Eins zu eins kann man aber keines als Ersatz für das Wort ‚Bildung‘ verwenden“, erklärte der Bischof. 

„Das deutsche Wort ‚Bildung‘ kommt aus der Theologie“, so der Bischof weiter. Der mittelalterliche Dominikaner Meister Eckhart habe es eingeführt. „Bildung heißt für einen Menschen, sich ein ganzes Leben auf den Weg zu machen, dem Bild Gottes, dem menschgewordenen Gottessohn ähnlich zu werden.“ Bei vielen sei das Wort „Erwachsenenbildung“ ein Paradox, da man einen Erwachsenen als Ausgelernten ansehe. Aber man bleibe ein Leben lang in der Lebensschule Jesu Christi ein Jünger. „Jünger-Sein ist eine Lebensaufgabe“, betonte der Bischof. Es sei wie in den Bibelschulen in Israel, sie hätten einen Eingang, aber keinen Ausgang.

„O buona ventura“

„In kirchlichen Zusammenhängen ist es nicht unüblich, einen Patron, eine Patronin zu erwählen“, so der Bischof weiter. Die Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Regensburg habe aber noch keinen. So könne man im Zuge des Jubiläums sich einige passende „Anwärter“ etwas genauer anschauen. Petrus Canisius zum Beispiel schrieb den Erwachsenkatechismus, „aber da ist der Einwand gekommen, dass es in der KEB nicht um Katechismus geht“. Passender wäre der heilige Bonaventura, an dessen Gedenktag die Jubiläumsfeier stattfand. Sein Name werde der Legende nach auf den heiligen Franziskus zurückgeführt: 

Als kränkliches Kind mit dem bürgerlichen Namen Giovanni wurde Bonaventura von Franz von Assisi gesegnet und genas. Als Franziskus 1226 im Sterben lag, besuchten die Mutter und der Junge diesen noch einmal. Franziskus hat darauf „O buona ventura“ gerufen, was so viel wie „gute Winde“ oder „gute Zukunft“ heißt. Als der Junge mit 22 Jahren in den Franziskanerorden eintrat, nahm er diesen Namen an. Er gilt als zweiter Gründer des Franziskanerordens, war 17 Jahre lang Generalminister und davor begeisterter Lehrer in Paris. 

„Was mich an Bonaventura besonders fasziniert, ist seine Theologie“, gestand Bischof Voderholzer.  Für Bonaventura sei es das höchste Gut gewesen, glauben zu dürfen, selbstverschenkende Liebe. Es sei kein Rätsel, sondern eine beglückende Tatsache, dass Gott von Ewigkeit her Schenken und Empfangen von Liebe sei. Darum gehe es auch in der Katholischen Erwachsenenbildung: „das Gerücht zu zerstreuen, dass die Mitte unseres Glaubens ein Rätsel ist, sondern beglückende Tatsache. Gott ist lebensfüllende Gemeinschaft in uns.“

Juwel der Bildungsregion

Nach der Vesper betonte Wolfgang Stöckl den notwendigen Dialog­charakter der Erwachsenenbildung. Mit dem Philosophen Hans-Georg Gadamer nannte er als Voraussetzung für einen Dialog das Zugeständnis, „dass der Andere Recht haben könnte“. Unter dieser Voraussetzung der gegenseitigen Wertschätzung könnten konträre Meinungen diskutiert werden, manipulative Absichten dürften dagegen keinen Platz finden. 

Kultusminister Michael Piazolo bezeichnete die KEB im Bistum Regensburg als „Juwel in der Bildungsregion Regensburg“. Er nannte die KEB mit ihrem ganzheitlichen Angebot einen wichtigen Partner der Staatsregierung. Durch ihr vielfältiges Angebot trage sie zur Wertebildung bei und helfe jedem Einzelnen, in einer Zeit vielfältiger Krisen Orientierung zu finden und eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen. 

Achim Budde sprach von den Eigenheiten der Erwachsenenbildung, wegen der die KEB mehr denn je zu fördern sei. Auch Domkapitular Thomas Pinzer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, der die Erwachsenenbildung zugeordnet ist, gratulierte der Katholischen Erwachsenenbildung und gab einen kurzen Überblick über die KEB.

Den Rückblick auf ihre 50-jährige Geschichte gestaltete die KEB in Form von Couchgesprächen durch Harry Landauer mit Ehren- und Hauptamtlichen, die verschiedenste Aspekte der Arbeit erläuterten. So berichteten Herbert Frank, Barbara Wochnik, Josef Eckstein, Walter Zahner, Elli Meyer und Alfons Ernstberger von den vielen Entwicklungen seit der Gründung 1971. 

Zum Abschluss des Festaktes überreichte Wolfgang Stöckl Bischof Voderholzer die zum Jubiläum erstellte Festschrift, in der die Mitglieder kurz ihre Geschichte und Schwerpunkte der Bildungsarbeit darstellen. Mit einem festlichen Essen, einem lebendigen Erfahrungsaustausch und mit musikalischer Begleitung durch Steffi Rademacher und ihre Tochter Mareike von „Musica e Vita“ klang die Jubiläumsfeier aus.

20.07.2022 - Bistum Regensburg , Jubiläum